"S'äs Schitzefest"Traditionsschützenfest in Bad Berleburg
Die Bierprobe
Traditionsgemäß beginnt die Bierprobe mit der Ansprache das Schützenhauptmannes, der den Wortlaut der Gründungssatzung speziell zu diesem Anlass für alle Anwesenden wiederholt:
"Damit die Schützengesellschaft besonders gutes Bier erhalten wird, wird der Herr Hauptmann drei Deputierte wählen, welche das Bier an 2 oder 3 Unternehmen verdingen.
Die Deputierten werden zu der 14 Tage vor dem Beginn des Schützenfestes zu haltenden Bierprobe einige tüchtige Bierkenner zuziehen und sind für gutes Bier verantwortlich. Es würde unangenehm sein, wenn schlechtes Bier gebraut worden und dies Veranlassung gebe, dasselbe mit größeren Kosten von auswärts herbeizuschaffen".
War die "Bierprobe" früher also die tatsächliche Probe des in Berleburg gebrauten Bieres, so erfüllt sie heute diesen Zweck längst nicht mehr. Seit über 60 Jahren pflegt der Verein vertragliche Bindungen zu regionalen Großbrauereien, die heutzutage den hohen Qualitätsstandard des Berleburger Freibiers garantieren.
Infolgedessen erfüllt die heutige "Bierprobe" den Zweck, Vorstand, Königspaar, Hofstaat und Jubilare zu letzten wichtigen Absprachen und einem gemütlichen Beisammensein vor dem Traditionsschützenfest zusammenzubringen.
Das Freibier
Ein Hauptgedanke bei Gründung des Schützenvereins Berleburg 1838 e.V. war u.a. das "Freibier". Grund hierzu war das ausgeprägte soziale Gefälle im 19. Jahrhundert. Die Kluft zwischen den Armen und den Reichen war groß. Einmal im Jahr sollte für die Dauer des Schützenfestes damit Schluss sein. Ein gleicher Eintrittsbetrag für alle Männer wurde festgelegt, der dazu führte, dass es kein Bier zu kaufen gab. So konnte der Reiche nicht protzen und der Arme war in seinem Selbstwertgefühl und Stolz nicht verletzt.
Für uns Berleburger ist dieser Gründungsgedanke und das damit verbundene „Freibier“ Grundpfeiler unserer Vereinstradition.
Zu heutiger Zeit ist der Begriff „Freibier“ aber nicht mehr passgenau. Passender wäre zu sagen: für einen der jeweiligen Zeit angepassten Eintrittspreis kann zum Schützenfest Bier getrunken werden. Dieser Eintrittspreis deckt nicht allein die Kosten und das Verzapfen des Bieres ab, er beinhaltet auch die Kosten für Organisation und Musik, sowohl auf dem Schützenplatz, als auch in der Stadt.
"S'äs Schitzefest"Zapfenstreich und Mitternachtsfest
Am frühen Freitagabend ziehen die Kompanien in Begleitung der Musikkapellen in Sternmärschen zum gemeinsamen Antreten.
Das Platzkonzert auf dem Goetheplatz läutet das Schützenfest ein. Anschließend bricht der gesamte Festzug in das Herz der Stadt auf, um das amtierende Königspaar ein letztes Mal der Berleburger Bevölkerung zu präsentieren.
Nach der im Anschluss stattfindenden Verabschiedung des alten Königspaares empfängt eine riesige Zuschauerkulisse bei Anbruch der Dunkelheit die Schützen auf dem Schlosshof zum Großen Zapfenstreich. Der Große Zapfenstreich, angelehnt an sein militärisches Pendant, erweist sich dabei seit über 70 Jahren als Publikumsmagnet.
Der Aufmarsch der einzelnen Musikformationen, aller Gruppierungen des Vereins und der Gastvereine setzen optisch wie akustisch außergewöhnliche Akzente. Das Wittgensteiner Heimatlied und eine Serenade sowie die Ansprache des Schützenhauptmanns gehen dem Großen Zapfenstreich voraus. Anschließend bildet das Mitternachtsfest einen stimmungsvollen Abschluss des ersten Festtages. Das herrliche Ambiente des Schlosshofes und des Goetheplatzes, mit Lichteffekten inszeniert, gibt der Veranstaltung ein ganz besonderes Flair.
Das Vogelschiessen
Der zweite Festtag beginnt mit dem gemeinsamen Antreten unserer Schützenschwestern und Schützenbrüder, die sich nach kurzer Ansprache des Schützenhauptmannes, mit musikalischer Begleitung, per pedes zur Totenehrung und Kranzniederlegung zum Berleburger Friedhof und später in Richtung Schützenplatz in Bewegung setzen.
Nach kurzer Andacht, drei Ehrenschüssen und dem Preisschießen beginnt dann auf dem Schützenplatz der spannende Wettkampf um die (neue) Königswürde.
„Dem glücklichsten Schützen“,
so lautet die Inschrift unserer Königskette, wird die Königswürde zuteil. Ist er doch derjenige, der den letzten Holzspan des hölzernen Vogels zu Boden holt und sich seine Königin nebst 10 Hofstaatspaaren erwählt.
Nach der Krönung des Schützenkönigspaares begleiten die Schützen die neuen Majestäten heimwärts, die auch wieder an diesem Ort abgeholt und zur abendlichen Feier auf dem Schützenplatz begleitet werden.
Hier bestimmt das ausgelassene Beisammensein, Musik, Tanz und Freibier den Samstagabend auf dem Schützenplatz.
Der Schützenfest-Sonntag
Der Festzug
Der dritte und letzte Festtag beginnt mit dem großen Festzug durch das Herz unser Stadt.
Am großen Festzug nehmen nachmittags zahlreiche Blaskapellen und Spielmannszüge, befreundete Schützenvereine und auch der eigene Verein mit allen Kompanien teil. Nach dem Vorbeimarsch am neuen Schützenkönigspaar zieht der Festzug wieder zum Schloss, wo der Festzug dem fürstlichen Haus seine Reverenz erweist.
Das Platzkonzert
Der gesamte Sonntag steht im Zeichen von musikalischer Unterhaltung, ausgelassener Stimmung und Tanz. Bereits am Morgen beginnt die musikalische Unterhaltung mit dem Platzkonzert auf dem Schlosshof.
Nach dem Festzug spielen alle Musikformationen auf dem Schützenplatz ihr bestes Repertoire und begleiten die ausgelassene Feierstimmung mit traditioneller Blasmusik.
Die Polonaisen
Auch die Polonaisen stehen in der Gunst der Festgäste ganz weit oben. Die Kinder fiebern ihrer Polonaise besonders entgegen - denn anschließend regnet es Süßigkeiten. Die Mitglieder des fürstlichen Hauses, Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Benedikte und Seine Durchlaucht Prinz Gustav sowie seine Ehefrau, Ihre Durchlaucht Prinzessin Carina, je mit Schützenkönig und Schützenkönigin, führen die große Polonaise an, die mit dem gemeinsamen, großen Tanz beschlossen wird.
Der Schwenker
Ein wahrer „Hexenkessel“ bildet sich, wenn traditionsgemäß die Musikanten des Musikzugs der Freiwilligen Feuerwehr Netphen das Dach des Schützenzeltes erklimmen und dort alle Festbesucher zum Schwenker locken, der mit gemeinsamen Gesang des Wittgensteiner Heimatliedes endet.
Die abendliche, musikalische Unterhaltung folgt dann modernen Klängen. Hier sind u.a. zu nennen:
Sound Convoy, Noisic, Hambacher Musikanten, Sidewalk, Streetlife, Grumis uvm.